
EIN BUCH IM ENTSTEHEN
Für einen gedichtband bedarf es hundert und mehr poetischer einfälle, hundert originärer, mehr oder weniger entdeckerischer verknüpfungen von welt – auch für einen zeitraum von vier, fünf jahren eine zahl, die staunen machen sollte –.
Reiner Kunze, eines jeden einziges leben, S.115.
Einen Gedichtband komponieren. Wie macht man das? Hier liegen all diese Gedichte ausgedruckt vor mir, die meisten davon entstanden in den letzten drei Jahren. Alle fingen mit einem poetischen Einfall an, einer Wendung, einem Fragment, aus dem dann langsam ein ganzer Textkörper heranwuchs, den ich dann tage-, wochen-, monatelang gemeißelt und behauen habe, bis sich das eigentliche Gedicht mühsam herausschälte.
Nun ziehe ich Bilanz, ordne, selektiere. Welche Gedichte dürfen raus in die Welt? Welche sollten lieber noch eine Weile reifen?

Ich sehe nun deutlicher, welche Themen mein Schreiben prägen: Kindheit und Erinnern. Landschaft und Natur. Wachstum und Mutterschaft. Aus diesen Themen schöpfen ich die meisten Bilder und Ideen. Ausgesucht habe ich sie mir nicht. Sie drängen sich auf, stoßen in mir Gedanken- und Assoziationsketten an. Innere Räume öffnen sich und das Schreiben wird möglich.


Ein Kommentar
Lilo
Ja… so ist es wohl in einem kreativen Schöpfungsprozess – eigene Kernthemen, deren innere Gründe dich bewegen, vernetzt sind, in ihrer Tragweite kaum bis zum letzten ausformulierbar sind und deswegen unerschöpflich bis zum letzten Atemzug artikuliert werden wollen. Was für ein Glück- Zugang zu diesen inneren Räumen zu haben!