
Reise ins Blau der Karpaten
Ich hatte vergessen, wie dammbrechend das Reisen ist. Nach wenigen Tagen in Rumänien bricht in meinem erst leeren Kopf ein Strom von Gedanken los. Darunter: Erinnerungen an frühere Rumänienreisen zu zweit. Ideen zu meiner Selbstständigkeit. Überlegungen, was unser Leben als kleine Famlie in Paris eigentlich ausmacht. Womit wir unsere Zeit verbringen, womit wir uns umgeben. Über Kultur nachgedacht: Wie öde das Leben wäre ohne Literatur, Musik und Kunst. Wie der Geist brachläge ohne Spiel und Muße. Welch ein Geschenk, Schönheit wahrnehmen und zelebrieren zu können. Ich nehme mir vor, diese Energie aufrechtzuerhalten, bis wir wieder zu Hause sind.

Die ersten Tage in einem Dorf bei Bukarest sind der rumänischen Familie gewidmet: F.s Eltern schließen zum ersten Mal ihr Enkelkind in die Arme! Das Zeitgefühl verliert sich zwischen Mahlzeiten, Siesta und Spiel auf dem Hof. Staubige Wege verlaufen bis zum Dorfsupermarkt, wo wir Paprika, Bier und Kohle fürs Grillen kaufen. Vor den Häusern sitzen alte Frauen mit Blümchenschürze. “Kschhh” machen sie, um ein paar herumlungernde Hunde zu verscheuchen.

Fünf Tage später brechen wir mit dem Mietauto nach Sinaia auf. Schon eine Stunde hinter Bukarest erheben sich die ersten Flanken der Karpaten, die Luft kühlt sich ab, das Graugelb wird zu Dunkelgrün und Blau. An den Straßenrändern verkaufen die Leute Schaffelle und Keramik, Imkerhonig und Waldbeeren. Unser Hotel liegt etwas abseits, am Ende einer ansteigenden Straße, die den Blick auf die Berge freigibt. Wir stoßen die Balkontür auf, atmen die glasklare Luft ein und kosten das Gefühl aus, woanders zu sein.







3 Kommentare
Maria
Wunderbare Bilder! Mystisch die Stämme der hohen Bäume, die Berge im Nebel…das Kind, das aufmerksam alles Neue beobachtet. Und die Gedanken, die Sätze! Ja, dass man woanders sein Leben mal “von außen” betrachtet, sich Herz und Kopf und Horizont weiten, habe ich auch schon erlebt. Danke für diese Eindrücke und das Mit-teilen!
Hermann
Dein Reise-Post macht ja richtig Lust, selbst die Koffer zu packen und auf versteckten Pfaden Rumänien zu erkunden! Fantastisch. So viel Urlaub und Natur kann man mit Baby haben, dass soll mal einer nachmachen 🙂
Hermann
*Kleinkind, pardon!!