Schreiben & Poesie

Weiter schreiben

Lasse ich das Schreiben eine Weile bleiben, ist es, als habe ich nie geschrieben. Und als würde ich nie wieder auch nur einen Vers zustandebringen.

Zu Beginn meiner Selbstständigkeit hatte ich mir ausgemalt, wie das literarische selbstverständlich neben dem “ökonomischen” Schreiben weiterfließen würde. Zurzeit ist mein Auftragskalender gut gefüllt, zum Glück. Ich arbeite innerhalb präzise abgesteckter Zeiten – eine Einheit vormittags, eine Einheit nachmittags, und schwupps: ist der Arbeitstag rum und ich haste zur Kita. Wieder keine Zeit gehabt für Gedichte, das unprofitable Schreiben, das unnütze lange Lesen, das mich Versenken in Sprache.

Vor ein paar Tagen ist das Belegexemplar der „Risse“-Frühjahrsausgabe bei mir eingetroffen, die Zeitschrift für Literatur in M-V. Ich durfte darin einmal wieder Gedichte veröffentlichen. Zwischenzeitlich hatte ich das beinah vergessen, waren doch Monate waren seit meiner Einsendung vergangen. Mit einem Gong erinnerte mich das Heft daran, dass ich auch Lyrikerin bin. (Und doch: Fragt mich wer, was ich so mache, sage ich wahlweise Redakteurin, Übersetzerin, Consultant, Content-Spezialist… und benenne damit nur Bereiche, mit denen ich Einkommen erwirtschaften kann).

Ich rufe mir in Erinnerung: Auch deshalb wollte ich freiberuflich arbeiten, weil ich das literarische Schreiben in einen Teil meiner Arbeit verwandeln wollte. Also? Darf ich dem auch die Zeit widmen, die es braucht. Und dabei die andere Art Auftrag, die mit Deadline und Rechnung, ausblenden – sei es nur für eine halbe Stunde.

Das schöpferische Spiel mit Sprache bedeutet mir Lebendigkeit.

Beim Lesen von Gedichten (momentan viel von der tollen Nora Bossong!), eröffnen sich mir Welten. Lyrik bricht Sprache auf, und damit geistige Strukturen. Sie hilft mir, die Welt zu denken. Sie antwortet auf mein Bedürfnis nach Wesentlichem – denn sie trifft den Kern.

Sollte mir selbst das auch nur ab und zu gelingen, ich wäre eine glückliche Autorin.


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