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Das Gegenteil von Igel
Nie so verbunden gewesen mit dem Leben, wie es jetzt ist. Nie so einverstanden damit gewesen. Nie so aufmerksam und selbstvergessen zugleich. Nie so gleichmütig gewesen. Nutzen & Ergebnis, Messlatten & Skalen, Bedingung & Erwartungen, was kümmert mich das. Nie so eingekapselt gewesen. Geborgene Enge, enge Geborgenheit. Paar Quadratmeter Leben: Banales & Wiederkehrendes, Besänftigendes & Befriedendes. Vorübergehende Stilllegung von Fernweh. Die Impulse pöcheln nur sanft. Hin und wieder das Aufmucken der kleinen inneren Freiheitskämpfer, ihre Ausschreitungen, ihre Rückeroberungen von Terrain, je größer das Kind wird. Nie so eingekapselt und doch nie so wenig Igel gewesen: Vielmehr geöffnet zu allen Seiten, mein Herz ist ein Schwamm und alles dringt rein. Nie…
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IM STROM DER TAGE
Mein Kalender sagt mir: schon Woche 9 des Jahres. Irgendwann zwischen Januar und Februar muss sich die Zeit beschleunigt haben? Wir stehen im Strom der Tage, der Wochen – ein starker, wild-schöner Strom, in dem man kaum etwas Festes zu fassen bekommt, um mal innehalten, sich umschauen, in sich hineinschauen zu können. Wo stehen wir, wie geht es uns? Da waren die schlimmen Windpockentage, die E. so mitgenommen haben. Fiebernächte und Kratzattacken. Kurze Gänge mit Kinderwagen durch die Kälte zur Apotheke, zur Post. Fürsorgetage, die alles andere hintenan stellen, meine Projekte auf Pause setzen, weil gerade nichts wichtiger ist als das Genesen meines Kindes. Da waren Morgende, an denen ich…
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ZEIT DES WARTENS, ZEIT DES WACHSENS
Wieder am Ende einer Woche angelangt. Februar und ein wenig milde Luft weht schon durch Paris. Die Morgende sind nicht mehr ganz so dunkel und es fällt täglich leichter morgens aufzustehen. Irgendwo unter den dicken Decken der Wintermüdigkeit regen sich schon neuer Tatendrang und Lebenslust… Dabei ist das Frühjahr noch weit, diese Zeit, in der mich die Unruhe packt, das Licht die innere Starre durchbricht und neue Entwicklungen möglich werden. Die beruflichen Projekten blieben diese Woche ruhig. Da ist ein Auftrag, der noch nicht bestätigt ist, ein anderer, der noch nicht begonnen hat. Eine Zwischenzeit, die ich genieße (und die Raum gibt für Gedichte, Kunst und Spielereien) – trotz der…
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WAS BRAUCHST DU
Was sind das für gute Tage. Obwohl mein Puzzle aus Plänen und Ideen noch ziemlich durcheinander vor mir liegt, ist da so ein Vorgespür, dass sich alles fügen wird: durch meine Bemühungen einerseits, durch ein bisschen Glück andererseits. Zwischendurch bin ich endlich mal wieder in die Lyrik abgetaucht (mir ist nach dem Lesen oft, als habe ich mich einmal wieder richtig gut ernährt). Da ist dieses Gedicht, was ich schon vor Monaten entdeckte und wovon mir immer mal Versfetzen durch den Geist gehen. Ein Text, der in wenigen Worten Bände spricht über das Menschsein und die menschlichen, ganz elementaren Bedürfnisse: Ruhe, Schutz, freien Raum, Beziehungen,…
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ALLES IST GUT … DE RETOUR à PARIS
Manchmal schreibt man nicht, weil nichts passiert. Manchmal schreibt man nicht, weil man in einem Strom von Erlebnissen steht und das Schreiben nur wie ein blasser Abklatsch des Wirklichen scheint. letzte Tage in Chile Seit 10 Tagen bin ich zurück in Paris. Chile liegt wieder ganz fern am anderen Ende der Welt hinter den Anden. Im Januar, am Tag meines Abflugs nach Südamerika, stand ich aufgelöst und regelrecht erschüttert von diesem Abschied für Monate von F. Alles lag offen und fremd vor mir, niemand erwartete mich in Santiago. Dann kam ich an, nahm die Dinge auf wie sie kamen, und es wurden dichte Wochen des Lernens, Erlebens, Reisens und der…
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OKTOBERMOMENTE (AUF & AB)
Eine verdichtete Zeit ist dies, undzwar weniger im poetischen Sinne, als hinsichtlich ihrer Dichte an Herausforderungen, die mir mein Weg gerade stellt. Nächste Woche verabschiede ich mich von meiner Masterarbeit: ich sehe sie vor meinem inneren Auge schon ausgedruckt und gebunden, fix und fertig, wie ich selbst. Dass sich alles gelohnt hat – das eigenwillige Thema, das (manchmal mühsame) Schreiben in der Fremdsprache, die sieben Monate Arbeit – glaube ich schon jetzt. An jeder Seite, die ich gelesen, die ich getippt habe, habe ich gelernt. Und es geht mir darum, wieder eine große Hürde zu meistern, ohne Drama und Angst, sondern mit Ausdauer, Selbstmotivation, Interesse. Dass es auch erschöpfend war,…
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DIESE MORGENDE … EIN HERBSTBEGINN.
Angekommen im Wochenende, Zeit, diese Tage revue passieren zu lassen, die zwar zwischen Masterarbeit, Jobben und Zukunftplänen manches Mal erschöpfend, aber auch wunderbar hell, spätsommerlich und belebt sind. In den Straßen unten wimmelt und wuselt es nur so von Schülern, Studenten und geschäftigen Menschen. Überall sind die Terrassen gefüllt, im Jardin du Luxembourg luxt man sich die besten Plätze in der Sonne ab … Die Septembermorgende sind kühl und klar, bevor sie sich langsam erwärmen. Morgens ist man noch so leer innerlich, da kann noch Gutes gesät werden. Wenn ich mir die Zeit nehmen kann, setze ich mich erstmal zum Lesen, Schreiben und Kaffeetrinken auf den Balkon und fülle mich…
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INNEGEHALTEN ENDE AUGUST
Ja, zurzeit würde ich gern öfter hier auf meiner lyrischen Spielfläche schreiben und zeigen … viele Ideen kommen mir bei Alltagstätigkeiten in den Sinn, viele Fotos schieße ich hier und da und mein persönliches Schreibbuch füllt sich jede Woche mit wörterübersäten Blättern. Doch nach den Stunden am Bildschirm, die ich oft an meiner Masterarbeit sitzend verbringe, brauche ich Erholung durch Tätigkeiten fern vom Laptop. Aber mein Bloggen wird ganz sicher auch wieder intensiver werden. Ein paar mal in der Woche nehme ich mir bewusste Auszeiten von der Kopfarbeit. Gehe durch Paris, welches mir dann wie bei einem Wiedersehen irgendwie anders vorkommt, obwohl ich (fast) keinen Tag aus der Stadt fort…
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AUFWÄRTS (TROTZ REGEN)
Über Paris sieht es tagsüber noch immer aus, als wär es November. Aber immerhin bin ich genesen und freu mich über die wiedergewonnenen Kräfte. So eine unfreiwillige Auszeit kann einen ganz schön läutern. Da ist nicht nur der Vorsatz, in Zukunft achtsamer mit mir zu sein, sondern auch die Einsicht, dass ich mir häufig Druck mache, wenn es eigentlich nur um Kleinigkeiten geht. Diese drei, vier Tage haben mir Stille in den Kopf geweht. Und den Gedanken an den Sommer, den ich beschließe, zu genießen. Und plötzlich steht die zu schreibende Abschlussarbeit gar nicht mehr so übergroß vor mir. Die beste Entscheidung, die ich treffen konnte: Doch noch ein Flugticket…
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SCHLÄFRIG IN PARIS
Schläfrig ist die Stadt. Juli ist es. Und es regnet. Über den Dächern ist der Himmel grau verhängt. Die Pfützen in den Parks werden zu Teichen. Zumindest stelle ich mir das vor. Denn seit zwei Tagen habe ich keinen Schritt hinausgesetzt. Nach ein paar weißen Nächten (Mückenkämpfe. Schlaflosigkeit.), ein paar Mal im Regen nass geworden sein und drei, vier eng gequetschten Metrofahrten hat es mich erwischt und ich muss krank aussetzen. Um mich herum: Nichts als diese vier Wände und das Nieseln am Fenster. Die Welt bleibt draußen. Vom Fenster aus scheint auch die Stadt zu kränkeln, so grau in grau und melancholisch, fast mitten im Juli. Wohin ist der…