-
Zwei besondere Ausstellungsorte für Gegenwartskunst in Paris
Manchmal hab ich diesen Kunst-Sog in mir. So einen Durst nach Bildern und Farbe, nach Plastischem. Dann ist es ein Glück in Paris zu leben. Ein Rendez-vous mit der Kunst kann man sich hier jederzeit geben – es gibt sie in allen Formen, an so vielen Orten der Stadt. Meist hab ich schon eine Ausstellung im Hinterkopf, deren Plakat ich in der Metro oder an einer Kioskwand gesehen hab. Dann braucht es nur noch den günstigen Moment – einen frei geschaufelten Nachmittag, eine Begleitung (oder auch nicht), und ich mache mich auf den Weg, das Notizbuch in der Tasche, vorfreudig und immer auch ein wenig ehrfürchtig. In jüngster Zeit habe…
-
Ach, Notre Dame…
Am Montag Abend plötzlich die Nachricht: Notre Dame steht in Flammen. Was? Am Nachmittag hatten wir noch bei schönstem Sonnenschein die Seine überquert – auf dem Weg zum Louvre, nur zwei Brücken entfernt von der Île de la Cité, dem Herzen von Paris, wo die Kathedrale steht, die uralte, schweigsame, unverrückbare. Jetzt brannte ihr Dach lichterloh und viele Pariser sahen fassungslos zu, wie der gotische Vierungsturm gegen 20 Uhr einstürzte. Das Feuer hatte den gesamten Dachstuhl erfasst, der Wind blies die Flammen noch an. Als wir ins Bett gingen, war unklar, ob Notre Dame am nächsten Morgen noch da sein würde. Unvorstellbar, dass um ein Haar nur noch Schutt und…
-
April in Paris
Die Luft ist noch kühl, aber das Lebensgefühl schon wie ausgewechselt: April! In Paris blühen die Alleen. Das helle Licht bis zum Abend lässt die Stadt wieder atmen, es öffnet die Straßen und Boulevards, öffnet die Fenster in den Etagen, belebt Terrassen und Parks. Ab und zu gehen Regenschauer nieder und das Grün der Kastanien und die Lichter vom Verkehr leuchten durch den Dunst hindurch. Ich liebe diesen Monat in Paris. Das Gefühl, mittendrin und unterwegs zu sein. Draußen zu essen, draußen zu lesen. Die Winterblässe zu verlieren und Pläne für die kommenden Monate zu schmieden. Jetzt geht die gute Zeit wieder los.
-
Märzsamstag im Jardin des Plantes
Es gibt so viele Orte in Paris, die ich E. zeigen möchte. Noch ist sie sehr klein. Ausflüge müssen gut geplant sein – andernfalls bringen sie uns allen mehr Stress als Vergnügen. Denn Paris ist anstrengend, die Boulevards laut, die meisten Cafés nicht für eine Pause mit Kleinkind geeignet. Aber es gibt auch zauberhafte Nischen inmitten der Stadt. Vor Kurzem haben wir uns auf den Weg zum Jardin des Plantes gemacht, einem wunderbaren botanischen Garten im Quartier Latin. Ein weitläufiger Park mit geheimnisvollen Ecken, einem uralten Zoo und naturkundlichen Lehrpfaden. Ich passiere die Pforte zum Jardin des Plantes, im Arm eine ungeduldige E., die sich windet und jetzt lieber allein…
-
IM STROM DER TAGE
Mein Kalender sagt mir: schon Woche 9 des Jahres. Irgendwann zwischen Januar und Februar muss sich die Zeit beschleunigt haben? Wir stehen im Strom der Tage, der Wochen – ein starker, wild-schöner Strom, in dem man kaum etwas Festes zu fassen bekommt, um mal innehalten, sich umschauen, in sich hineinschauen zu können. Wo stehen wir, wie geht es uns? Da waren die schlimmen Windpockentage, die E. so mitgenommen haben. Fiebernächte und Kratzattacken. Kurze Gänge mit Kinderwagen durch die Kälte zur Apotheke, zur Post. Fürsorgetage, die alles andere hintenan stellen, meine Projekte auf Pause setzen, weil gerade nichts wichtiger ist als das Genesen meines Kindes. Da waren Morgende, an denen ich…
-
DIE SECHSTE JAHRESZEIT
Vor kurzem habe ich irgendwo gelesen, es gäbe gar nicht vier, sondern sechs Jahreszeiten: Mai und Juni als schönster Frühling; Juli und August für heißen Sommer; September und Oktober sind goldener Herbst. Dann kommt mit November und Dezember die Zwischenzeit der allmählichen Erstarrung. Eine Zeit, die die Landschaften versiegelt, die Welt hinter einem Kältevorhang abschließt. Der Winter ist erst mit Januar und Februar wirklich eingesessen. Bis er sich im März und April, der Zwischenzeit der Öffnung und des Taus, wieder erhebt und endlich ganz von dannen macht. Im Januar habe ich genau dieses Gefühl: erst jetzt ist Winter, erst jetzt ist alles so starr, nackt und still. Der Winter ist…
-
EINE HANDVOLL KULTURTIPPS FÜR PARIS
Das letzte Wochenende war eines mit viel Regen und Spaziergängen in den trockenen Stunden dazwischen. Ich hatte Besuch von meiner lieben Freundin T (mein letzter Besuch bei ihr – klick – liegt schon wieder Monate zurück). Zusammen zogen wir durch Pariser Ecken, in die es mich im Alltag sonst selten führt. Auf unserem Weg lag zum Beispiel das umgestaltete, wiedereröffnete Picasso-Museum im Marais-Viertel. Das letzte Mal war ich dort vor sechs Jahren, als meine Schwester und ich fünf Tage zusammen in Paris verbrachten und uns in gefühlt sämtlichen Pariser Kunstmuseen die Füße wund liefen. Am Samstag Abend huschten T und ich auch noch durch die aktuelle Ausstellung im Musée du…
-
ABENDBALLADE UND EIN BISSCHEN CLAUDE MONET
Ein paar Tage vergingen noch mit Besorgungen und Notwendigkeiten und dem Bestehen einer kleinen Herausforderung, die mich der Verwirklichung eines Herzensprojektes ein Stückchen näher bringt. Da ist sie nun, die Zeit nach dem Studium, das Zwischendasein, die Erleichterung und das Plänetüfteln. Zeit für lange Runden allein durch die Viertel und für ein bisschen künstlerisches Flanieren. Da war diese schöne Impressionisten-Ausstellung im Musée du Luxembourg: Gemälde, in die der Blick eintaucht, wo er Farben und Stimmungen fischt, um sie zurück mitten in den eigenen Gemütsspeicher zu betten. Irgendwie hat mich besonders Monet gefesselt, obwohl man ihn doch schon hier und da zu genüge gesehen hat. Es waren gerade nicht die Seerosen…
-
ALTE ZEIT & NEUE ZEIT
Nun! Der Wind dreht sich, Jahreszeiten wechseln einander ab, die Uhr wird zurückgestellt. Unsere brasilianischen Nachbarn gehen nach einem Pariser Jahr zurück in ihr Land. F. tritt eine neue Arbeit an. Der Park schließt plötzlich ganz früh. Die Abende sind auf einmal wieder dunkel. Viel verändert sich. Und auch bei mir: Meine Masterarbeit habe ich vor fünf Tagen aus der Hand gegeben. Hinter mir liegt die letzte Prüfung dieser fünfeinhalb Jahre Studium. Die Tage vor der Abgabe waren zwar konzentriert, aber nicht stressig. Es hat sich ausgezahlt, früh angefangen zu haben, schon lang vor der vorgegebenen Bearbeitungszeit. Nur so hat es funktioniert, gleichzeitig zur der Abschlussarbeit jobben zu können, Paris…
-
MINUIT à PARIS – KLEINER NACHTSPAZIERGANG
Paris wird zur Stadt der Lichter, wenn es dunkelt. Noch sind die Abende ganz lau. Zur Apéritif-Zeit steige ich aus der Métro und geh an all den Terrassen vorbei, wo, eng beieinander, Menschen reden, Gläser klirren, Zigaretten glühen. Wo auch ich ab und zu sitze, denn in Paris verabredet man sich besser draußen, wo das Ambiente schwirrt, als in unseren winzigen Wohnungen, wo das Sofa meist gleichzeitig das Bett ist. Das Wesen der Pariser Straßen wandelt sich bei Nacht. Nichts Schöneres, als jetzt gemächlich unterwegs zu sein. La Rotonde La Rotonde ist ein legendäres Café-Restaurant an der Schnittstelle vom Boulevard Montparnasse/ Boulevard Raspail. Simone de Beauvoir wuchs just in der…