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ALLES IST GUT … DE RETOUR à PARIS
Manchmal schreibt man nicht, weil nichts passiert. Manchmal schreibt man nicht, weil man in einem Strom von Erlebnissen steht und das Schreiben nur wie ein blasser Abklatsch des Wirklichen scheint. letzte Tage in Chile Seit 10 Tagen bin ich zurück in Paris. Chile liegt wieder ganz fern am anderen Ende der Welt hinter den Anden. Im Januar, am Tag meines Abflugs nach Südamerika, stand ich aufgelöst und regelrecht erschüttert von diesem Abschied für Monate von F. Alles lag offen und fremd vor mir, niemand erwartete mich in Santiago. Dann kam ich an, nahm die Dinge auf wie sie kamen, und es wurden dichte Wochen des Lernens, Erlebens, Reisens und der…
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VERDICHTETE ZEITEN
So beginnen die Tage und Wochen zu stürzen. Die Hälfte meiner Chilezeit ist schon überschritten. Je mehr ich in dieses Leben hier sinke und hineinzupassen beginne, desto weniger vermag ich es, mich aus der Vogelperspektive zu betrachten und zu beschreiben, wie es hier ist. Wie es ist, morgens auf dem Fahrrad Gedankenfetzen nachzuhängen, ohne auf den Weg zur Arbeit zu achten, weil ich ihn schon so sehr verinnerlicht habe. Wie es ist, sich in einer endlosen Reihe von warmen Sonnentagen mit den Anderen über einen einzigen bewölkten, kühlen Tag dazwischen zu wundern. Wie es ist, nach 20 Uhr im Abendglühen durch den Park zu laufen, zu laufen… und zwischen…
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STERNSTUNDEN
Abends komme ich von der Arbeit zurück in mein Zimmer, überhitzt, erschöpft und mit wirbelnden Sinnen, und es tut gut, einen ruhigen Unterschlupf zum Rückzug zu finden. Denn es ist ja nicht so, als verändere man sich in den Grundfesten, nur weil man an das andere Ende der Welt gereist ist. Auch hier bleibt neben all der nach außen gerichteten Lebenslust mein Bedürfnis nach regelmäßiger Stille bestehen. Erst in den nach innen gewandten Momenten kann ich das Erlebte sinken lassen. Erst dann wirken Gespräche nach, ebbt der Lärm ab. Ich muss meine Sinne auskühlen lassen. Ich schreibe auf dem Bett sitzend und die Wörter im Kopf und auf dem Blatt…
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ALTE ZEIT & NEUE ZEIT
Nun! Der Wind dreht sich, Jahreszeiten wechseln einander ab, die Uhr wird zurückgestellt. Unsere brasilianischen Nachbarn gehen nach einem Pariser Jahr zurück in ihr Land. F. tritt eine neue Arbeit an. Der Park schließt plötzlich ganz früh. Die Abende sind auf einmal wieder dunkel. Viel verändert sich. Und auch bei mir: Meine Masterarbeit habe ich vor fünf Tagen aus der Hand gegeben. Hinter mir liegt die letzte Prüfung dieser fünfeinhalb Jahre Studium. Die Tage vor der Abgabe waren zwar konzentriert, aber nicht stressig. Es hat sich ausgezahlt, früh angefangen zu haben, schon lang vor der vorgegebenen Bearbeitungszeit. Nur so hat es funktioniert, gleichzeitig zur der Abschlussarbeit jobben zu können, Paris…
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INNENLEBEN
Ich tauche kurz auf, mit ein paar stillen Bildern und Worten in der Hand. Noch komme ich nicht hinterher, den Fluss der Tage und Ereignisse zu filtern. So also nur eine kleine Momentsaufnahme zum Sehen, Lesen, Hören der letzten Zeit. lass. sieh dich nicht um. verzeih, dass liegen blieb was liegen blieb, denn eingedenk der wirrnis beim erwachen ließ ich den morgen wie er war – Nadja Küchenmeister, aus : Der Sperling Gute, stille Lyrik fährt mir den Puls runter und weckt alle Sinne, obwohl doch nur das Auge liest. […] und dort am rand des blickfelds stieg und sank der augentrost, der sperling, in den tag. verzeih, dass ich…
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WENN IN PARIS DER HERBST EINZIEHT
der park altert in milchigem septemberlicht den wegen fallen die verbrannten schuppen auf die schultern unter unsern sohlen knacken die abende kurz auf auf angewinkelten armen lehnt der herbst am sims der stadt Wie konnte ich nur über das lange Jahr, über Sommersehnsüchte und weiße Nächte, vergessen, wie schön der Herbst ist? Herbst, der eigentliche Seelenmonat. Hymne an das Leben, im Vergehen begriffen. Jedes Jahr eine Erinnerung an die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit aller Dinge, aber keine schmerzhafte, eine versöhnliche. Melancholie ist kein Abgrund, sondern, wie Victor Hugo sagt, das Vergnügen traurig zu sein. In Paris erlebt man den Wechsel der Jahreszeiten am intensivsten in den Parks. Heute war ich…
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INNEGEHALTEN ENDE AUGUST
Ja, zurzeit würde ich gern öfter hier auf meiner lyrischen Spielfläche schreiben und zeigen … viele Ideen kommen mir bei Alltagstätigkeiten in den Sinn, viele Fotos schieße ich hier und da und mein persönliches Schreibbuch füllt sich jede Woche mit wörterübersäten Blättern. Doch nach den Stunden am Bildschirm, die ich oft an meiner Masterarbeit sitzend verbringe, brauche ich Erholung durch Tätigkeiten fern vom Laptop. Aber mein Bloggen wird ganz sicher auch wieder intensiver werden. Ein paar mal in der Woche nehme ich mir bewusste Auszeiten von der Kopfarbeit. Gehe durch Paris, welches mir dann wie bei einem Wiedersehen irgendwie anders vorkommt, obwohl ich (fast) keinen Tag aus der Stadt fort…
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AUFWÄRTS (TROTZ REGEN)
Über Paris sieht es tagsüber noch immer aus, als wär es November. Aber immerhin bin ich genesen und freu mich über die wiedergewonnenen Kräfte. So eine unfreiwillige Auszeit kann einen ganz schön läutern. Da ist nicht nur der Vorsatz, in Zukunft achtsamer mit mir zu sein, sondern auch die Einsicht, dass ich mir häufig Druck mache, wenn es eigentlich nur um Kleinigkeiten geht. Diese drei, vier Tage haben mir Stille in den Kopf geweht. Und den Gedanken an den Sommer, den ich beschließe, zu genießen. Und plötzlich steht die zu schreibende Abschlussarbeit gar nicht mehr so übergroß vor mir. Die beste Entscheidung, die ich treffen konnte: Doch noch ein Flugticket…
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WAS ICH WILL
Viel in meinem Kopf. Ich will so einiges gleichzeitig, und dabei von jedem nicht zu viel und nicht zu wenig. Will was erleben und meine Ruhe haben. Will meine Abschlussarbeit mit Leidenschaft schreiben. Will auch jobben und Geld verdienen. Kreativ sein und schreiben. Lesen, mich bewegen. Nichts lesen, mich nicht bewegen. Will hier und jetzt sein, in Paris, im Juni, mit F. Will verreisen und bin ungeduldig. Will nirgendwo hin, sondern Stabilität. Will, wenn es warm und hell ist, draußen sein, mich unterhalten und lachen. Oder nur schauen und schweigen. Zwischendurch passiert der Alltag, die Gedanken werden hin- und hergezogen. Die vielen “Ich will” sind leise und laut, ziehen sich…
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ZWISCHENGEDANKE
Aber weil Hiersein viel ist, und weil uns scheinbar alles das Hiesige braucht, dieses Schwindende, das seltsam uns angeht. Uns, die Schwindensten. Ein Mal jedes, nur ein Mal. Ein Mal und nichtmehr. Und wir auch ein Mal. Nie wieder. Aber dieses ein Mal gewesen sein, wenn auch nur ein Mal: irdisch gewesen zu sein, scheint nicht widerrufbar. – Rilke (Aus: Die neunte Elegie) Zwischengedacht: Hier zu sein, jetzt zu leben ist schon viel. In dieser einen von unzähligen Möglichkeiten (eingeschlossen der, gar nicht zu sein) hier und jetzt existieren zu dürfen, ist allein schon viel. Schwer zu erfassen: Nur ein Mal. Nur jetzt. Was heute ist, ist nur dieses Mal…