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WAS BRAUCHST DU
Was sind das für gute Tage. Obwohl mein Puzzle aus Plänen und Ideen noch ziemlich durcheinander vor mir liegt, ist da so ein Vorgespür, dass sich alles fügen wird: durch meine Bemühungen einerseits, durch ein bisschen Glück andererseits. Zwischendurch bin ich endlich mal wieder in die Lyrik abgetaucht (mir ist nach dem Lesen oft, als habe ich mich einmal wieder richtig gut ernährt). Da ist dieses Gedicht, was ich schon vor Monaten entdeckte und wovon mir immer mal Versfetzen durch den Geist gehen. Ein Text, der in wenigen Worten Bände spricht über das Menschsein und die menschlichen, ganz elementaren Bedürfnisse: Ruhe, Schutz, freien Raum, Beziehungen,…
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SICH VERLIEREN IN VALPARAISO
Nachdem ich vor ein paar Tagen das zirkushafte Treiben am Hafen von Valparaiso beschrieben habe, nehme ich euch nun mit auf die Hügel (cerros), die sich, bedeckt von einem bunten Dächermeer, über die unteren Viertel der Stadt erheben. Mit knatternden, hundertjahrealten Zahnradbahnen (ascensores) gelangt man dort hinauf. Bevor ich allerdings den richtigen Aufzug gefunden habe, schlage ich prompt einen bald dubios erscheinenden, ansteigenden Weg ein. Ich merke erst gar nicht, dass niemand sonst hier unterwegs ist. Nur Straßenhunde die in stinkenden Bergen Müll wühlen. Die Häuser wirken heruntergekommen. Ich überlege schon kehrt zu machen, als mir ein junger Mann entgegen kommt und mir bedeutet, ich solle besser nicht weiter hinaufsteigen.…
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VOM ANKOMMEN UND EINFINDEN… UND BILDER AUS SANTIAGOS VIERTEL BELLAVISTA
Es war so schön, eure Kommentare auf meinen Wieder-Auftauch-Post zu lesen! Dass einige unbekannterweise an mich dachten, während ich hier abwesend war, erinnert mich daran, dass dieser Blog auch eine Geschichte ist. Ich darf sie hier leise erzählen … Tage sind vergangen in Santiago de Chile. Welch Wirbelsturm der Gefühle, allein im fremden Land anzukommen! Die Lust zu entdecken, zu schmecken, der Sprache zu lauschen und gleichzeitig das Bedürfnis, mich an Vertrautem festzuhalten. Die Gewöhnung an mein Zimmer, an die Metro, die Wege, das Essen. Die erste Woche Praktikum und der damit verbundenen inneren Aufregung und dann wachsenden Gelassenheit (Werde ich mich dahineinarbeiten können? Bin ich denn gut genug? Ja,…
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INNENLEBEN
Ich tauche kurz auf, mit ein paar stillen Bildern und Worten in der Hand. Noch komme ich nicht hinterher, den Fluss der Tage und Ereignisse zu filtern. So also nur eine kleine Momentsaufnahme zum Sehen, Lesen, Hören der letzten Zeit. lass. sieh dich nicht um. verzeih, dass liegen blieb was liegen blieb, denn eingedenk der wirrnis beim erwachen ließ ich den morgen wie er war – Nadja Küchenmeister, aus : Der Sperling Gute, stille Lyrik fährt mir den Puls runter und weckt alle Sinne, obwohl doch nur das Auge liest. […] und dort am rand des blickfelds stieg und sank der augentrost, der sperling, in den tag. verzeih, dass ich…
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WENN IN PARIS DER HERBST EINZIEHT
der park altert in milchigem septemberlicht den wegen fallen die verbrannten schuppen auf die schultern unter unsern sohlen knacken die abende kurz auf auf angewinkelten armen lehnt der herbst am sims der stadt Wie konnte ich nur über das lange Jahr, über Sommersehnsüchte und weiße Nächte, vergessen, wie schön der Herbst ist? Herbst, der eigentliche Seelenmonat. Hymne an das Leben, im Vergehen begriffen. Jedes Jahr eine Erinnerung an die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit aller Dinge, aber keine schmerzhafte, eine versöhnliche. Melancholie ist kein Abgrund, sondern, wie Victor Hugo sagt, das Vergnügen traurig zu sein. In Paris erlebt man den Wechsel der Jahreszeiten am intensivsten in den Parks. Heute war ich…
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AM HAFEN VON WIECK… UND EIN SONNENUNTERGANG
An einem dieser sommerwarmen Septembertage, die ich in der Heimat verbringen konnte, war ich mit der Familie in Wieck, einem ehemaligen Fischerdorf bei Greifswald. Der kleine Ort mit seinem Fischereihafen liegt am Fluss Ryck, der in die Ostsee mündet. Friedlich und mit einem Gefühl von Urlaub kann man hier spazieren. Es ist einerseits klein, so zwischen den Fischbrötchenbuden und Anglern, anderseits spürt man einen Sog von Weite, der vom nahen Meer ausgeht. Schöne Sonne, die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat Und beendet, am schönsten im Sommer, wenn ein Tag An den Küsten verdampft und ohne Kraft gespiegelt die Segel Über dein Auge ziehn, bis du müde wirst und das…
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SPÄTSOMMERTAGE … IN BERLIN UND GREIFSWALD UND WOANDERS
Fortgewesen, wiedergekommen: Es war zu schön zu Hause. Eine Woche lang warme Spätsommertage, als hätte ich mir sie gerade für diese Zeit aufgehoben. Das letzte Mal zurück im Norden war ich im Mai gewesen, als in Vorpommern die Rapsfelder gelb blühten. Diesmal, im September, steht das flache Land dort golden, die Seen tief blau, Apfelbäume stehen schwer behangen in den Gärten. Gleichzeitigkeit von Sonnenwärme und Windkühle: das ist eben der Angelpunkt zwischen Sommer und Herbst. Irgendwie vergleiche ich oft im Geist meine derzeitige Situation mit der vom vorigem Jahr oder der von vor zwei Jahren. Vielleicht um mir Veränderungen klarzumachen. Vielleicht, um meinen “inneren Wachstum” einzuschätzen. Denn ich möchte auf…
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PARIS, SO STILL!
Liebes Paris, was bist du still in deinen Gassen an einem Sonntag im August! Dass wir sonntags spazieren gehen, das muss mir F. immer schon vorher versprechen. Raus aus den Alltagsstraßen im Viertel, das man bald wie seine Westentasche kennt. An die Seine, über plätschernde Plätze, durch Tauben und durch Einbahnstraßen, durch die heute kein Auto fährt. Am Wegrand sammle ich Bilder ein, während F. mir vorausgeht … Warte! Seltsam, die Straßen so leer zu sehen. Man fühlt sich beinah wie Zurückgebliebene. Ganz Paris scheint an bretonischen Stränden zu sitzen. Ob es heute Abend wieder Regen gibt? unvorbereitet wie immer stehen wir vor dem Laden “Hier pour demain” in Paris…
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EIN WEIßES HAUS IN ANDALUSIEN
Denke ich an die Zwischenzeit in Andalusien zurück, bleibt da das Bild eines schmalen Häuschens in einem weißen Dorf, in dem wir drei Tage verweilten. Was ich mochte und was mich daran zurückdenken lässt, ist die Stille und Einfachheit, die jenes Haus atmet. Die rohen, weißen Wände, das reglose Mobiliar, die bunten Fliesen vor der Spüle. Das karge, gelassene Südliche, das in den Räumen schwebt. All das wollte ich in Bildern festhalten. So wird Wirklichkeit zum Souvenir, von dem ich nicht weiß, was es taugt: Warum alles dokumentieren? Wieso auch immer … In Paris, wo es kein richtiger Sommer ist und die Abschlussarbeit meine kreative Energie verschlingt, da sind mir…
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ZURÜCK AUS DEM SÜDEN
Wir tauchen wieder auf aus einer Woche in Andalusien. Die Haut fühlt sich noch ganz glühend an von der spanischen Sonne. Auf der Zunge schmecke ich beinah noch das Salz des Mittelmeeres. Im Ohr klingt die schnelle, feurige Sprache lebensfroher Südländer nach. Und viele ungeordnete Eindrücke von Städten, Menschen und Landschaften schwirren im Geist. Ich möchte sie nicht so schnell verlieren, sie nicht zu rasch überspülen lassen von Paris, das so ganz anders ist: Elegant, mächtig, städtisch, mondän kommt es mir vor nach den Tagen in warmen Farben, mediterraner Vegetation und kalkweißen Häuserwänden. Und alle meine Gegenstände, so viele unnütze Gegenstände, lagen auf dem Feld und warfen lange Schatten in…